Wonach ist dem Kind in uns?

 

 

 

 

 

 

Vom Zeitpunkt unserer Geburt an, haben wir schon als Kind unser gesamtes Talent und Potential in uns. All die ganz besonderen, individuellen Gaben, welche wir bestimmt sind, in die Welt zu tragen. Zudem natürliche Ressourcen wie Freude, Kreativität, Vitalität und die Fähigkeit, das Leben im Hier und Jetzt zu gestalten, sich ganz für eine Sache zu begeistern und an die eigene Intuition zu halten.

 

Als Kind sind wir im Einklang mit unserem wahren Selbst, unseren Neigungen und zahlreichen spontanen Eingebungen. Wie ganz selbstverständlich verbunden, mit unserer ureigensten Essenz interessiert und offen für das, was Freude schenkt. Leben spielerisch, von Augenblick zu Augenblick.

Doch dieses Naturell einfach in der Gegenwart zu sein, geht während der Kindheit und Erziehung leider allzu oft verloren. Anstatt der eigenen Fantasie, den zahlreichen Ideen ungehindert weiter nachzugehen, wurden wir plötzlich daran gehindert und im Elternhaus mit einer ganz anderen, nüchternen und rationalen erwachsenen Energie konfrontiert. Während wir noch inmitten von Fabelwesen und dem damit verbundenem Zauber tagträumten, lernten wir auf eine sehr ungewohnte und oft auch ungewollte Art und Weise zu beurteilen, sich anzupassen, emotional zu distanzieren, mit dem Kopf Entscheidungen zu treffen, Verantwortung zu übernehmen und vorausschauend zu denken. Ja regelrecht "aus dem Moment zu fallen", um zu planen und das eigene Leben zu lenken.

Die meisten Probleme, die jedem von uns im Leben begegnen, begründen sich überwiegend in den Lernaufgaben, welche die eigene Seele sich vorgenommen hat in diesem Leben zu meistern. Wir gehen in Resonanz zu Menschen, Situationen und Orten, die etwas in uns zum Schwingen bringen. Und je nachdem, welcher Entwicklungsschritt gerade für uns wichtig ist, bekommen wir über den Austausch mit Anderen die Möglichkeit, zu (er)wachsen... heraus aus der Abhängigkeit, in die Eigenverantwortung und das Selbstständige Gelingen.

Wer kennt es nicht, haben wir zu unseren schönen Erinnerungen an die Kindheit, fast alle solche und ähnliche, eben auch sehr schwierige Erlebnisse erfahren. Wir lebten in einer Erwachsenenwelt, in der die Großen vorgaben, wie die Dinge zu sein haben und zudem, wie man selbst zu sein hat. Das macht man so, dies gehört sich anders, und oder auch schon mal gar nicht! Lass das, stell dich nicht so an usw. Überzeugungen, Ansichten und Glaubensfragen anderer bildeten den Rahmen, in dem wir lernten, sich auf eine bestimmte Weise zu verhalten, um dieses oder jenes Ziel zu erreichen.

Wir erfuhren Themen wie Bewertungen, Angst, Misstrauen und das Streben nach materiellem, dem sichtbaren Erfolg. Mit dem Ergebnis, wir wurden einer von Ihnen, ein großer Mensch und vergaßen dabei den doch wohl wichtigsten Kleinen in unserem Innern - unser wahres Selbst.

Dieses verwundete Kind in uns ist immer noch da, mit all seinen Verletzungen, dem Bedürfnis nach Nähe, Verstandenwerden, angenommen werden wollen, seiner Neugierde, dem Wunsch nach Entspannung und einfach wieder dem "Im Moment, mit sich und der Welt sein wollen". Doch wie oft schenken wir diesem, unserem Inneren Kind, eigentlich die volle Aufmerksamkeit? Wann lassen wir es überhaupt zu Wort kommen, fragen es ernsthaft nach seiner Meinung, seinen JAs und NEINs?

Das innere Kind verfolgt bis heute alle Erlebnisse, die wir als Erwachsene erfahren, sehr aufmerksam mit. Und manchmal weiß es nicht genau, ob der Erwachsene auch in seinem Sinne zum Besten entscheidet. Es bangt daher wie früher jedes Mal unsagbar mit, fühlt sich unsicher und ist im Nachhinein froh und erleichtert, wenn Entscheidungen sich für es selbst gut anfühlen. Denn gefragt möchte es werden, miteinbezogen und vor allem auch beschäftigt. Doch nehmen wir uns genug Zeit dafür? Ist es nicht viel zu oft so, dass wir es wie damals die Erwachsenen, nun ebenso zur Norm zügeln, ihm viel zu oft verbieten, wonach ihm gerade ist? Ja vielleicht manchmal sogar verurteilen für Wünsche wie, einfach mal Anforderungen zu schwänzen und dafür viel lieber am Strand Sandburgen zu bauen, aus dem anerzogenen Leben auszubrechen und endlich das wahrhaftig eigene zu leben?

Sind wir nicht alle selbst für unser Inneres Kind verantwortlich? Und wo in der Vergangenheit andere, es nicht oder zu wenig beachtet, es möglicherweise sogar abgelehnt haben, lieben und schätzen wir uns nun selbst statt ihrer? Nehmen wir uns so an, wie wir sind, mit all unseren Seiten und schenken dem Inneren Kind jeden Tag seinen Raum? Oder beeinträchtigt und überlagert die Schwere der Kindheit, die es auch zu bewältigen gab, noch immer die eigene Gegenwart? Handeln wir aus kindlichen Verletzungen heraus und reagieren aufgrund von alten Wunden, mehr als dass wir agieren? Weil wir uns unbewusst noch immer hilflos und ohnmächtig fühlen? Oder schreiben wir schon bewusst unsere eigene Geschichte, weil wir um die Bedürfnisse des inneren Kindes wissen und in Mitgefühl für uns selbst danach entscheiden und liebevoll handeln?

Menschen die mit ihrem Inneren Kind verbunden sind, wirken nach Außen hin mit sich selbst im Reinen. Sie strahlen Leichtigkeit und Ausgeglichenheit aus eine Harmonie, welche sich durch ein Sich-Kennen, Annehmen, Lieben und Wertschätzen begründet. Man hat sich selbst (wieder) gefunden. Und wo man als Kind nicht die Freiheit und Selbständigkeit hatte, eine schädigende Situation oder Konstellation zu verlassen, steht man heute für sich ein. In gesunder Fürsorge, in Geduld gegenüber dem eigenen Tempo, authentisch und natürlich.

Indem wir uns wieder kennenlernen mit allem, was das Innere Kind mag und nicht möchte, indem wir für es eintreten und vor allem auch es zu beschützen wissen, erst dann können wir uns wirklich eins mit uns selbst fühlen. Und nur dann ist das Kind in uns nicht mehr allein, sondern fühlt Verbundenheit und stärkt uns als Dank dafür in jeder Beziehung!

 

Herzlichst,

Ihre Katja Wernick